Du interessiert dich für eine Weiterbildung zum Fachwirt oder stehst kurz vor der Prüfung? Dann kann ich dir mit meinem Erfahrungsbericht zum Wirtschaftsfachwirt hoffentlich ein paar gute Tipps und Ratschläge geben.
Erfahrungen und Tipps zum Kurs
Erfahrungen und Tipps zur Prüfung
Zur Person – die Ausgangslage
Nach dem Abschluss meiner Ausbildung zum Medienkaufmann Digital und Print hatte das Thema Weiterbildung keine Priorität. Ich wollte mich erst einmal voll auf die Arbeit fokussieren.
Durch meine berufliche Tätigkeit bei Fortbildung24 war ich zwar jeden Tag im Kontakt mit Seminaren und Fortbildungen, aber für mich selbst habe ich diesen Schritt immer nach hinten gestellt. So hat es fast 8 Jahre gedauert, bis ich mich für die Weiterbildung zum Wirtschaftsfachwirt angemeldet habe.
Rückblickend muss ich sagen, dass es besser gewesen wäre, wenn ich möglichst bald nach der Ausbildung weitergemacht hätte – mehr dazu unten.
Warum den Wirtschaftsfachwirt und warum als Fernlehrgang?
Mit meiner Ausbildung und beruflichen Laufbahn wäre eigentlich der Medienfachwirt die naheliegende Fachrichtung. Doch ich wollte mich etwas breiter aufstellen und sind wir ehrlich – das Thema Printmedien wird für mich wahrscheinlich keine Rolle mehr spielen. Mit meiner damaligen Wahl bin ich aus heutiger Sicht sehr zufrieden.
Eine Übersicht der wichtigsten Fachwirt Fachrichtungen haben wir hier zusammengestellt
Nachdem also feststand, dass es der Wirtschaftsfachwirt werden soll hatte ich in unserer Datenbank immer noch eine Auswahl von über 100 verschiedenen Kursen. Das konnte ich deutlich einschränken, da für mich von Anfang an klar war, dass es ein Fernlehrgang mit möglichst flexibler Zeiteinteilung werden soll (hier gibt es jede Menge Kurse für den Wirtschaftsfachwirt online). Das ist auch meine Empfehlung für alle, die beruflich eingebunden sind und in einer ländlichen Region leben. Allerdings muss ich an dieser Stelle auch direkt anmerken: das ist definitiv nicht der leichteste Weg und man benötigt einiges an Selbstdisziplin.
Erfahrungsbericht Wirtschaftsfachwirt: So lief die Weiterbildung
Bei der von mir ausgewählten Akademie habe ich, nachdem der Papierkram für die Anmeldung erledigt war, direkt einen Zugang zur Onlineplattform erhalten. Außerdem hatte ich die Wahl, ob ich mir die Skripte als gedruckte Version zuschicken lasse, oder eine digitale Version bevorzuge. Ich habe mich für das Papier entschieden und so lag nach kurzer Zeit ein Karton mit 15 Heften vor meiner Tür.
Im ersten Moment habe ich mich davon etwas erschlagen gefühlt. Doch das waren natürlich die Unterlagen für die gesamte 18 monatige Weiterbildung.
Was die Inhalte betrifft, waren viele Themen dabei, die auch schon in der Ausbildung behandelt wurden. Gerade die sehr theoretischen Themen, die in der Praxis meist anders laufen, waren bei mir nicht mehr ganz präsent. Wer hier kurz nach der Ausbildung mit dem Kurs beginnt, hat auf jeden Fall den Vorteil, dass das Wissen in vielen Bereichen noch frisch ist und man nahtlos anschließen kann.
Die Bearbeitung der Skripte konnte dann zeitlich komplett frei und eigenständig erfolgen. Zu jedem Bereich gab es anschließend einen kurzen online Test und ein live Webinar. Für die Webinare standen immer mehrere Termine zur Auswahl. Man konnte diese also recht flexibel in den Alltag einplanen. In den Webinaren wurden gemeinsam mit anderen Teilnehmern und dem Dozenten verschiedene Aufgaben bearbeitet. Das war dann auch die Gelegenheit, um Fragen los zu werden.
Ansonsten ist man bei dieser Art von Weiterbildung relativ auf sich allein gestellt. Man muss also in der Lage sein, sich Fachwissen selbst aneignen und erarbeiten zu können. Für alle, die mehr Erklärung bevorzugen, würde ich daher auf jeden Fall einen Präsenzkurs, oder zumindest einen Kurs mit mehr live-online Anteilen empfehlen.
Wirtschaftsfachwirt Präsenzkurse
Die komplett freie Zeiteinteilung ist beim Fernlehrgang natürlich eine tolle Sache. Gleichzeitig wird dadurch aber auch der innere Schweinehund ganz schön auf die Probe gestellt. Wenn man selbst nicht aktiv wird, geht auch beim Kurs nichts voran. Mir hat es sehr geholfen, feste Lernzeiten einzuplanen. So hatte ich z.B. immer mittags 30 Minuten für das Lernen reserviert. Das hat meistens gut geklappt, aber zum Ende hin musste ich mich dann selbst etwas unter Druck setzen, damit die Motivation bestehen bleibt. Also habe ich mich einfach für die Prüfung angemeldet, obwohl ich noch nicht mit allen Themen fertig war.
Dass ich nun aber eine feste Deadline hatte, hat mir tatsächlich sehr geholfen. Der Kurs hatte, wie gesagt, keine feste Laufzeit. Ich hätte also noch einige Zeit weiter lernen können. Durch den fixen Prüfungstermin war meiner Weiterbildung zum Wirtschaftsfachwirt aber ein zeitliches Ende gesetzt.
Wichtig: die Anmeldefrist für die Prüfung liegt einige Monate vor dem eigentlichen Prüfungstermin. Ich würde daher empfehlen, sich bereits zum Start der Weiterbildung bei der jeweiligen IHK nach den Terminen und Fristen zu erkundigen.
Lerntipps für die Prüfung
Für die Vorbereitung auf die Prüfung habe ich mir dann noch zusätzlich die Fachbücher von Dr. Holger Stöhr organisiert. Darin werden alle Themen noch einmal knapp zusammengefasst. Außerdem sind jeweils einige alte, bzw. beispielhafte Prüfungsaufgaben enthalten. Diese Bücher kann ich wirklich sehr empfehlen.
Außerdem hat es mir beim Lernen sehr geholfen, verschiedene Informationsquellen mit einzubeziehen. Also wenn man ein Thema im Skript oder im Vorbereitungsbuch nicht versteht, einfach mal im Internet nach anderen Erklärungen suchen. Oft bekommt man dadurch nicht nur interessante Zusatzinformationen, sondern der Inhalt wird auch etwas anders, und manchmal eben besser verständlich, beschrieben.
Ablauf der Wirtschaftsfachwirt Prüfung
WQ – die Wirtschaftsqualifikationen
Der WQ Teil der Prüfung besteht eigentlich aus 4 Prüfungen, die nacheinander an einem Tag geschrieben werden:
- VWL & BWL
- Rechnungswesen
- Recht & Steuern
- Unternehmensführung
Jeder Teil dauert ungefähr 90 Minuten. Die Inhalte sind für Wirtschaftsfachwirte, Industriefachwirte und technische Fachwirte gleich. Der Ablauf wird wahrscheinlich bei jeder IHK etwas anders sein und auch die Inhalte sind natürlich jedes Mal anders. Daher kann ich an dieser Stelle nur allgemeine Tipps geben.
So kann ich z.B. nur empfehlen, für die Anreise einen großen zeitlichen Puffer einzuplanen. Das letzte was man an einem stressigen Prüfungstag brauchen kann, ist zusätzlicher Stress weil man im Stau steht oder die Bahn nicht pünktlich ist. Außerdem hat man so die Möglichkeit, in Ruhe die Location zu suchen und, wenn es erlaubt ist, gleich seinen Platz zu finden.
Ein wichtiger Punkt, den ich unterschätzt hatte, ist die Zeit. Denn aus meiner Erfahrung mit IHK Prüfungen während der Ausbildung bin ich davon ausgegangen, dass man für die Bearbeitung der Aufgaben jede Menge Zeit hat – das ist bei der WQ Prüfung aber definitiv nicht der Fall. Nach einem eher überraschenden Ende der VWL & BWL Prüfung musste ich mein Tempo für die anderen Teile deutlich anziehen. Es ist alles machbar, aber man hat nicht viel Zeit um z.B. lange in der Formelsammlung nach der passenden Antwort zu suchen.
Hier vielleicht noch ein etwas ungewöhnlicher Tipp, aber versuche am besten in den Tagen vor der Prüfung ein paar Seiten per Hand zu schreiben. Wenn du, wie ich, im Alltag oder Berufsleben sonst höchstens noch ein paar kurze Notizen mit der Hand schreibst, wirst du die ungewohnte Belastung sonst spüren. Am besten nutzt du die Gelegenheit um ein paar schöne Karteikarten zu schreiben. Außerdem kann es nicht schaden, mit dem Taschenrechner schon zu Hause einige Aufgaben zu bearbeiten. Sonst sitzt du in der Prüfung und musst dich erst einmal mit dem Gerät vertraut machen.
HQ – so laufen die Handlungszpezifischen Qualifikationen ab
Ein paar Wochen nach der WQ Prüfung stand also nun der Handlungszpezifische Teil an. Dieses Mal waren es zwei Prüfungstage mit jeweils einer größeren Prüfung. Jede Prüfung beinhaltet eine Situationsbeschreibung auf die sich die Aufgaben beziehen und hier hilft es, wenn man die Aufgaben als aller erstes kurz überfliegt. Dadurch bekommt man einen Überblick und weiß, welche Informationen aus der Situationsbeschreibung überhaupt wichtig sind. Spoiler: vieles ist nicht relevant.
Ansonsten war der Ablauf ähnlich wie bei der ersten Prüfung. Allerdings fand ich es zeitlich sehr viel entspannter. An beiden Prüfungstagen war ich deutlich vor dem Ende fertig. Dennoch würde ich mich nicht darauf verlassen, sondern alle Aufgaben zügig bearbeiten. Wenn dann am Ende noch Zeit bleibt, kann man die Lösungen noch einmal überprüfen.
Erfahrungen aus Fachgespräch und Präsentation
Wenn die schriftlichen Prüfungen bestanden sind (ich habe jeweils gut 4 Wochen nach den Prüfungen die Ergebnisse bekommen), steht zu guter Letzt eine Präsentation mit anschließendem Fachgespräch an. Hierbei erhält man ein Thema aus dem HQ Bereich und muss dazu in gut 30 Minuten eine kurze Präsentation erstellen. Als Medien stehen dabei z.B. ein Flipchart, eine Pinnwand und die Inhalte eines Moderationskoffers zur Verfügung. Auch hier kann es wieder von Kammer zu Kammer unterschiedliche Materialien geben.
Sobald die Vorbereitungszeit abgelaufen ist, wird man in den Prüfungsraum geführt und nimmt die erstellten Materialien mit. Dort hat man dann noch einmal kurz Zeit alles richtig vorzubereiten und sich zu sammeln. Die Präsentation soll etwa 10 Minuten dauern. Ich würde an dieser Stelle davon abraten eine eigene Uhr mitzunehmen. Zum einen macht es keinen guten Eindruck (und der ist wichtig!), wenn man ständig einen Blick auf die Uhr wirft und zum anderen bringt es ja auch nichts, die Präsentation zum Ende hin mit unnötigem Gerede künstlich zu verlängern.
Mein Tipp: Zuhause mit einer Stoppuhr und alten Prüfungsthemen üben. Diese Selbstgespräche benötigen im ersten Moment vielleicht etwas Überwindung, aber man bekommt dadurch ein sehr gutes Gefühl, wie lange man ungefähr reden kann. Außerdem wiederholt man damit gleichzeitig noch einmal die verschiedenen Themen. In der Prüfung kommt hinzu, dass man außerdem ja noch mit der Flipchart und den anderen Medien hantiert. Das verlängert die Präsentation automatisch.
Wenn man dazu neigt, unter Stress schneller zu reden, hilft es, sich eine Flasche Wasser mit in die Prüfung zu nehmen. So kann man dann zwischen den einzelnen Punkten der Präsentation einen kurzen Schluck nehmen und verschafft sich eine kurze Redepause.
Das Fachgespräch als letzte Hürde der Weiterbildung
Nach dem Ende der Präsentation folgt direkt das Fachgespräch. Dieses baut inhaltlich meist auf dem Thema der Präsentation auf und dauert 20 bis 30 Minuten. Dabei werden einem von den Prüfern verschiedenste Fragen gestellt. Hier hilft nur eine gute Vorbereitung und richtig zuhören.
In meinem Fall war die Präsentation z.B. nicht so toll. Ich hatte ein Thema aus dem Bereich „betriebliche Ausbildung“ bekommen und wusste von vornherein, dass hier nicht meine Stärke liegt. Dem entsprechend konnte ich dann auch nicht ganz so souverän präsentieren, wie ich es mir erhofft hatte. Das Fachgespräch lief dann aber deutlich besser und am Schluss zählt das Gesamtergebnis – bestanden!
Hier gibt es noch ein paar Tipps zum Umgang mit Prüfungsangst
Insgesamt fand ich die Prüfung zum Wirtschaftsfachwirt nicht allzu schwer. Man bekommt natürlich nichts geschenkt, aber mit einer guten Vorbereitung kann man die Prüfung auf jeden Fall bestehen.
Das würde ich bei der nächsten Weiterbildung anders machen
Die wichtigste Lektion für mich war, dass ich einen strukturierteren Ablauf und feste Termine benötige. Die freie Zeiteinteilung beim Fernlehrgang ist super und das würde ich auch wieder so machen, aber beim nächsten Mal erstelle ich mir gleich zu Anfang einen Zeitplan mit einzelnen Meilensteinen und einem genauen Zeitpunkt, zu dem ich fertig sein möchte.
Du hast auch schon eine Weiterbildung zum Wirtschaftsfachwirt hinter dir? Dann teile deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren.
Bilder: AdobeStock
Deniz Schiebel meint
Hallo Manuel,
Könntest du vielleicht sagen wieso du genau den Wirtschaftsfachwirt gewählt hast und in wie fern er dich bis jetzt in deiner beruflichen Laufbahn weitergebracht hat?
Liebe Grüße,
Deniz
Manuel Waldmann meint
Hallo Deniz,
vielen Dank für deine Fragen!
Für den Wirtschaftsfachwirt habe ich mich tatsächlich aufgrund der Vielseitigkeit entschieden. Man ist damit breit aufgestellt und hat für die berufliche Zukunft alle Optionen offen.
Auf meine Laufbahn hatte die Weiterbildung bisher (nach gut einem halben Jahr) noch keinen großen Einfluss.
Das liegt hauptsächlich daran, dass ich schon vorher eine Führungsposition inne hatte. Gerade dafür konnte ich aus dem Lehrgang aber sehr viel mitnehmen.
Viele Grüße
Manuel von Fortbildung24