Ein Blick ins Nachbarland: Der Weg in die Pflege in Österreich
Gesundheit ist unser wichtigstes Gut. Und dieses hat aufgrund der Coronapandemie nochmals Aufwind bekommen: Wir schauen wieder mehr auf uns, stellen unsere Ernährung um oder achten auf unsere Gewohnheiten, um möglichst lange gesund und fit zu bleiben. Darüber hinaus wird Gesundheit ganzheitlicher unter die Lupe genommen – sowohl physische als auch mentale Aspekte gehören dazu und jedes Individuum wird im Kontext seiner Umwelt betrachtet. Gleichzeitig schreitet der demographische Wandel voran: Die Zahl der Menschen im jüngeren Alter sinkt während die Zahl der Älteren steigt. Das heißt aber auch: Für Interessierte, die eine Aus- und Weiterbildung im Pflegebereich machen möchten, tun sich vielfältige Möglichkeiten und Chancen auf. Insbesondere im Pflegebereich hat sich in Österreich ein Fachkräftemangel entwickelt – Gesundheitseinrichtungen suchen daher händeringend nach qualifizierten Arbeitskräften. Und die Alpenrepublik selbst, wie Österreich gerne genannt wird, hat sich zu einem beliebten Auswanderungsziel gemausert. Doch warum ist das so? Und wie wird man in Österreich zur kompetenten Pflegefachkraft? Wir verraten es dir.
Arbeiten in Österreich: Die Alpenrepublik als beliebtes Auswanderungsziel
Österreich war lange Zeit vor allem eine beliebte Destination für Saisonarbeiter. In den letzten Jahren zieht es aber auch immer mehr Menschen langfristig in die Alpenrepublik – darunter viele Deutsche. Die Gründe sind vielfältig: Da Österreich eine im Vergleich zu anderen Ländern sehr niedrige Arbeitslosenquote aufweist, Unternehmen aber trotzdem wachsen, hat sich in vielen Branchen mittlerweile ein Fachkräftemangel entwickelt. Gesucht werden vor allem Handwerker, Lkw-Fahrer und Logistiker, Köche und Kellner, Verkäufer und eben auch Menschen, die in der Pflege arbeiten möchten. Auch für Studierende ist Österreich seit einigen Jahren im wahrsten Sinne des Wortes ein Zufluchtsort – jährlich nehmen tausende Deutsche ein Studium in Österreich auf, weil sie in Deutschland aufgrund ihres Notendurchschnitts keinen Studienplatz mehr ergattern konnten. Im Gegensatz zu anderen Ländern, die sich ebenso zum Auswandern eignen, punktet Österreich natürlich auch mit der Sprache, auch wenn österreichisches Deutsch so seine Eigenheiten und Spitzfindigkeiten hat. Nicht zuletzt ist das Land weitaus kleiner und damit übersichtlicher – auch was den Jobmarkt betrifft. Offene Stellen schreibt in Österreich unter anderem die Arbeitsagentur AMS aus. Daneben finden sich viele Jobannoncen speziell für Pflegeberufe auf Karriereportalen wie Karriere.at, Oegkv.at, Pflegestellen.at oder der Fachkraft-Börse.
Vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten auch in Österreich
Was die Ausbildungsmöglichkeiten im Feld der Pflege anbelangt, so befindet sich Österreich derzeit im Wandel. 2016 wurde beschlossen, die bisherige Pflegeausbildung zu erneuern. Das Ergebnis ist eine dreistufige Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung, die mit einer Übergangsfrist bis 2024 nun sukzessive umgesetzt wird. Wer sich hier zu einer Fachkraft ausbilden lassen möchte, kann daher vielfältige Ausbildungswege wählen:
Pflegeassistenz
- Dauer: 1 Jahr (theoretische Basisausbildung und viele Praxisstunden)
- Mindestalter: 17 Jahre (positiver Pflichtschulabschluss als Voraussetzung)
- Grober Tätigkeitsbereich: Unterstützung und Begleitung pflegebedürftiger Personen, enge Zusammenarbeit mit weiterem Pflege- und medizinischem Personal
Pflegefachassistenz
- Dauer: 2 Jahre (Abschluss: Diplom der Pflegeassistenz)
- Mindestalter: 17 Jahre (positive Absolvierung der 10. Schulstufe, positiv abgeschlossenes 1. Lehrjahr oder genereller Lehrabschluss als Voraussetzung)
- Grober Tätigkeitsbereich: eigenverantwortliche Durchführung von Pflegemaßnahmen, Aufgaben im Bereich der Diagnostik und Therapie
Fach-Sozialbetreuung mit Schwerpunkt Altenarbeit
- Mindestalter: 17 Jahre (positiver Pflichtschulabschluss als Voraussetzung, wobei von der 9. Schulstufe in Einzelfällen abgesehen werden kann, wenn genügend Allgemeinbildung vorhanden ist)
- Dauer: 2 Jahre (ist nach der Ausbildung zur Pflegeassistenz zu absolvieren und dient als weitere Spezifizierung)
- Grober Tätigkeitsbereich: eigenverantwortliche Durchführung präventiver, unterstützender oder bedürfnisorientierter Maßnahmen zur Unterstützung hilfsbedürftiger Personen
Bachelorstudium Gesundheits- und Krankenpflege im gehobenen Dienst
Diplomausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege, findet an Fachhochschulen oder in Zusammenarbeit mit Fachhochschulen statt)
- Voraussetzungen: allgemeine Universitätsreife, Berufsreifeprüfung, Studienberechtigungsprüfung oder relevante einschlägige berufliche Qualifikationen
- Dauer: 6 Semester (180 ECTS)
- Grober Tätigkeitsbereich: Vielfältiges Aufgabenspektrum, das von pflegerischen Kernkompetenzen wie der Gesamtverantwortung für den Pflegeprozess, der Erstellung von Pflegegutachten oder der Mitwirkung an fachspezifischen Forschungsprojekten über Notfallkompetenzen bis hin zu Diagnostik und Therapie reicht
Vieles davon lässt sich mittlerweile auch in Voll- und Teilzeitvarianten absolvieren. Seit kurzem gibt es darüber hinaus die Möglichkeit, als sogenannter „Pflegestarter“ schon ab 15 Jahren den Weg in Richtung Pflegefachkraft einzuschlagen. Diese Ausbildung beginnt unmittelbar nach der Pflichtschule und dauert drei Jahre. Je nach Interesse kann hierbei im dritten Jahr eine der folgenden drei Spezialisierungen gewählt werden: Pflegefachassistenz, Fach-Sozialbetreuung mit Schwerpunkt Altenarbeit oder medizinische Assistenzberufe. Ebenso ist es möglich, in Österreich eine Reihe von medizinischen Assistenzberufen zu ergreifen wie beispielsweise Gips-, Operations-, Röntgen- oder Desinfektionsassistenz. Und auch zur Heimhilfe oder Alltagsbegleitung können sich Interessierte ausbilden lassen.
Genehmigungen ab drei Monaten wichtig
Wer mit dem Gedanken spielt, als EU-Bürger nach Österreich zu ziehen, findet im Internet vielfältige Informationen und Checklisten hierfür. Grundsätzlich kann sich jeder EU-Bürger in diesem Land niederlassen. Dauert der Aufenthalt weniger als drei Monate – zum Beispiel für eine Reise –, so sind keine speziellen Genehmigungen nötig. Wichtig ist allerdings, den neuen Wohnsitz binnen drei Tagen zu melden. Ansonsten droht eine Verwaltungsstrafe. Wer länger als drei Monate bleibt, muss eine Anmeldebescheinigung beantragen. Hier ist unter anderem auch der Hauptzweck des Aufenthaltes zu nennen – zum Beispiel Ausbildung oder Arbeit. Und Interessierte müssen über ausreichende finanzielle Mittel und einen umfassenden Versicherungsschutz verfügen. In Österreich gibt es hierfür eine gesetzliche Pflichtversicherung. Führerscheine, die in einem anderen EU-Land ausgestellt wurden, sind auch in Österreich gültig. Als Deutscher kann man sich den Führerschein aber auch freiwillig umschreiben lassen.
Fotos: Pexels
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