Das Studium ist beliebt. Immer mehr Schulabsolventen strömen an die Hochschulen, doch mit der Zahl der Studierenden steigt ebenso die Zahl der Studienabbrecher. Für sie stellt sich die Frage: Studienabbruch, was nun? Welche Perspektiven haben Studienabbrecher und wie können sie beruflich Fuß fassen?
Fast ein Drittel Studienabbrecher
Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung von 2017 brechen 29 Prozent aller Bachelor Studenten ihr Studium vorzeitig ab. Die Mehrheit der Studienabbrecher verlässt die Hochschule innerhalb der ersten beiden Semester. Ein Drittel geht im dritten oder vierten Semester ab.
Die Gründe sind vielfältig: 30 Prozent der Befragten waren den Leistungsanforderungen des Studiums nicht gewachsen. Andere machen ihre mangelhafte Motivation (17 Prozent) oder ihren Wunsch nach einer praktischen Tätigkeit (15 Prozent) für ihren Studienabbruch verantwortlich.
Top Möglichkeiten für Studienabbrecher
Da an deutschen Unis rund ein Drittel aller Studenten vorzeitig die Hochschule verlässt, ist man mit seiner eigenen Erfahrung kein Exot. Was früher als Makel im Lebenslauf galt, ist heute für viele Personaler nachvollziehbar. In Zeiten von Fachkräftemangel haben viele Unternehmen sogar das außerordentliche Potenzial von Studienabbrechern erkannt und werben gezielt um ihr Interesse.
Studienabschluss auf alternativem Weg nachholen
Nicht immer ist ein Studienabbruch auf mangelnde Motivation oder zu schlechte Leistungen zurückzuführen. Mitunter zwingen auch Geldsorgen die Studierenden dazu, ihren Studienwunsch an den Nagel zu hängen. Wer grundsätzlich gerne studieren möchte, muss nicht immer den klassischen Weg an der Uni wählen. Duale Studiengänge an Berufsakademien bieten mehr Praxisnähe und zudem eine parallele Bezahlung im Unternehmen. Wer bereits über eine Berufsausbildung verfügt, kann eventuell in seinem erlernten Beruf einer Tätigkeit nachgehen und parallel ein berufsbegleitendes Studium absolvieren – oftmals sind diese auch als Studiengänge möglich.
Weiterbildung per Fast Track
Eine weitere Möglichkeit für Studienabbrecher, an einen Studienabschluss zu gelangen, ist eine Weiterbildung. Da gerade in ingenieursnahen Bereichen viele Unternehmen händeringend nach Nachwuchskräften suchen, wurde von Eckert Schulen das so genannte Fast Track-Praxisstudium ins Leben gerufen, das sich gezielt an Studienabbrecher der Bereiche Mathematik, Informatik- und Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Technik wendet. Die MINT-Studiengänge verzeichnen Abbrecherquoten von über 40 Prozent.
Entwickelt wurde das Fast Track-Recruitingprogramm in Zusammenarbeit mit dem bayerischen Kultusministerium. Da im Studium erbrachte Leistungen in diesem Modell angerechnet werden, verkürzt sich die Ausbildungszeit. Innerhalb von zweieinhalb Jahren erwerben die Weiterbildungsteilnehmer zwei staatlich anerkannte Abschlüsse zum Staatlich geprüften Industrietechnologen sowie zum Staatlich geprüften Techniker.
Ein weiterer Vorteil ist die enge inhaltliche Verbindung aus Praxis und Fachwissen, von welcher Unternehmen und Studienabbrecher gleichermaßen profitieren. Das Konzept überzeugte auch die Jury der Messe Zukunft Personal, die das Fast Track-Studium mit dem HR Innovation Award 2017 ausgezeichnet hat. Hier gelangen Sie direkt zum Praxisstudium Fast Track.
Ausbildung machen als Studienabbrecher
Laut einer Befragung des DIHK (Deutscher Industrie- und Handelskammertag) findet fast jeder dritte Betrieb in Deutschland keine geeigneten Lehrlinge. 2017 konnten 31 Prozent der befragten Betriebe ihre Ausbildungsstellen nicht besetzen. Manch ein Unternehmen erhält noch nicht einmal eine Bewerbung. Kein Wunder also, dass Betriebe gezielt Studienabbrecher ansprechen, um Lehrstellen erfolgreich zu besetzen.
Studienabbrecher haben bei Bewerbungen um Ausbildungsstellen zudem einen Vorteil. In der Regel verfügen sie über Abitur oder Fachhochschulreife sowie diverse Erfahrungen und Kenntnisse aus dem Studium. Legen sie diese dem Ausbildungsbetrieb in Form von Zeugnissen vor, kann die Ausbildung um bis zu einem Jahr verkürzt werden. Hier finden Sie eine Liste mit aussichtsreichen Ausbildungen für Studienabbrecher.
Bewerben als Studienabbrecher
Wie kann man den Studienabbruch positiv verkaufen? Im Lebenslauf sollte man das Studium wahrheitsgemäß aufführen, verzichtet jedoch auf die Angabe der Abschlussnote sowie auf die Anlage des Abschlusszeugnisses. In der Regel schätzt der Personaler die Situation korrekt ein; sollten dennoch Fragen auftauchen, sollte man offen und ehrlich mit dem Studienabbruch umgehen. Wichtig ist, zu der eigenen Entscheidung zu stehen und diese nachvollziehbar erklären zu können. Wer sich nach abgebrochenem Studium für eine Ausbildungsstelle bewirbt, kann in der Regel auf den fehlendem Praxisbezug im Studium hinweisen und damit gleichzeitig seinen Wunsch nach einer praxisnahen Ausbildung erklären.
Da Zertifikate und Zeugnisse in Deutschland grundsätzlich eine große Beachtung finden, ist es empfehlenswert, bereits während der Bewerbungsphase Praktika oder Nebenjobs zu absolvieren, um mit den Arbeitszeugnissen das fehlende Hochschulzeugnis auszugleichen. Im Vorstellungsgespräch selbst sollte der Studienabbrecher den Fokus auf seine Kompetenzen und Qualifikationen legen. Auch wenn der Bewerber keinen Uniabschluss vorweisen kann, hat er während des unvollendeten Studiums dennoch Kenntnisse erworben, die er beruflich sinnvoll einsetzen kann.
Bild: Free-Photos – Pixabay.com
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