Sobald die Ausbildung beendet ist, beginnt das eigentliche Berufsleben. Die dynamische Entwicklung von Wirtschaft und Technik stellt viele Azubis vor die Frage: Weiterbildung nach Ausbildung? Soll man durch eine fachspezifische Weiterbildung bereits die Weiche für den beruflichen Aufstieg stellen oder soll man erst einmal einige Jahre in seinem erlernten Beruf arbeiten? Ob Arbeit oder Weiterbildung sinnvoller sind, hängt mit der Branche, mit persönlichen Wünschen sowie individuellen Lebensumständen zusammen.
Arbeitsmarkt im Wandel
Durch die voranschreitende Globalisierung, die Entwicklung des Internets sowie durch technische Innovationen befindet sich der Arbeitsmarkt in einem dynamischen Wandel. Neue Branchen entstehen, Berufsbilder verändern sich. Auch bereits bestehende oder sogar traditionsreiche Berufe müssen sich an neue Gegebenheiten anpassen und flexibel auf die Veränderungen des Marktes reagieren.
Wer heute seine Ausbildung abschließt, kann sich nicht auf dem Gelernten ausruhen, sondern muss bereit sein, sich fachlich und persönlich weiterzuentwickeln. Sei es, um die Karriereleiter zu erklimmen. Sei es, um auf dem Arbeitsmarkt positive Zukunftsaussichten zu haben.
Weiterbildung nach betrieblicher Ausbildung
Nach einer betrieblichen Ausbildung müssen nicht zwangsweise einige Arbeitsjahre folgen bis man den nächsten Karriereschritt vollziehen kann. Grundsätzlich gilt: Wer sich kontinuierlich weiterqualifiziert, kann auf einen sicheren Arbeitsplatz hoffen und eventuell sein Einkommen verbessern.
Mögliche Vorteile einer Weiterbildung im Anschluss an die betriebliche Ausbildung:
- Nach der Weiterbildung ist ein Gehaltssprung möglich.
- Durch eine fachspezifische Fortbildung signalisiert man Zielstrebigkeit und Leistungswillen. Oftmals kann man danach im Unternehmen rascher Verantwortung übernehmen.
- Über Weiterbildungen kann man sich spezialisieren und für Bereiche qualifizieren, die durch die Ausbildung nicht abgedeckt sind. Man kann auf diese Weise sein Profil für den Arbeitsmarkt schärfen und sich für neue interessante Positionen bewerben.
- Vielen reicht die Ausbildung nicht aus. Sie sind besonders zielstrebig oder haben schlicht Lust auf mehr Know-how in weiteren Themengebieten. Eine Weiterbildung nach der Ausbildung stellt eine persönliche Bestätigung dar, einen weiteren Meilenstein geschafft zu haben.
- Nach der Absolvierung bestimmter Weiterbildungen (z.B. Meisterbrief) kann man auch ohne Abitur ein Studium aufnehmen.
- Wer nicht weiter als Angestellter arbeiten möchte, kann sich fehlende Kenntnisse in Kursen aneignen, um den Sprung in die Selbständigkeit zu schaffen.
Gewichtige Gründe für eine Weiterbildung. Hinzu kommt, dass man sich unmittelbar nach der Ausbildung in einer recht flexiblen Lebensphase befindet. Die Mehrheit der Azubis ist familiär noch nicht eingebunden und kann daher die zeitlich und eventuell auch finanziell herausfordernde Zeit der Weiterbildung erfolgreich meistern. Dennoch hat eine Fortbildung direkt nach der Ausbildung auch negative Aspekte.
Mögliche Nachteile einer Weiterbildung im Anschluss an die betriebliche Ausbildung:
- Die Phase der Weiterbildung ist meist finanziell herausfordernd, sofern die Fortbildung in Vollzeit erfolgt. Oftmals sind zur Finanzierung Kredite oder Förderprogramme nötig.
- Berufsbegleitende Weiterbildungen haben den Vorteil, dass die Kosten über das Gehalt bestritten werden können. Sie sind jedoch zeitlich herausfordernd und belasten mitunter das Privatleben aufgrund der Zeitintensität.
- Zahlreiche Weiterbildungen setzen nicht nur eine abgeschlossene Berufsausbildung voraus, sondern auch eine bestimmte Anzahl an Berufsjahren. Es kann also nicht jede Weiterbildung im Anschluss an die betriebliche Ausbildung absolviert werden.
Welche Arten von Weiterbildung gibt es?
Die betriebliche Ausbildung kann grob in drei Arten eingeteilt werden: kaufmännische Ausbildung, handwerkliche Ausbildung, gewerblich-technische Ausbildung. Je nach Art bieten sich unterschiedliche Weiterbildungsmöglichkeiten an. Folgende Fortbildungen stehen grundsätzlich zur Auswahl:
Weiterbildungen für kaufmännische Ausbildungen:
Die klassische Weiterbildung für Absolventen kaufmännischer Ausbildungen ist der Fachwirt IHK. Diese setzt allerdings neben einer abgeschlossenen Ausbildung auch praktische Berufserfahrung voraus. Insofern eignet sich die Weiterbildung nicht für Interessenten, die auf der Suche nach einer Bildungsmöglichkeit direkt nach der Ausbildung sind.
Weiterbildungen für handwerkliche oder technische Ausbildungen:
Im Handwerk bieten sich Meisterschulen oder Technikerschulen als Weiterbildungsinstitute an. Ebenso kann man einen Betriebswirt im Handwerk absolvieren. Zahlreiche weitere Spezialkurse, die einzelne Fachkenntnisse vermitteln, werden von den Handwerkskammern, aber auch von privaten Bildungseinrichtungen angeboten.
Studium:
Wer über das Abitur bzw. die Fachhochschulreife verfügt kann nach seiner Ausbildung ein themenrelevantes Studium an einer Universität/Fachhochschule aufnehmen. Nach der erfolgreichen Beendigung des Studiums sind die Absolventen auf dem Arbeitsmarkt meist sehr gefragt, denn sie verfügen neben einem ausgeprägten Fachwissen auch über praktische Berufserfahrung aus der Ausbildung.
Ohne ausreichenden Schulabschluss muss man für ein Studium einen Umweg in Kauf nehmen. Absolventen einer Handwerksausbildung können beispielsweise über den Meisterbrief die Erlaubnis für ein Hochschulstudium erlangen. Konkrete Informationen erhält man in der Regel bei der örtlichen Hochschulberatung.
Ein fachbezogenes Studium kann man auch nach mehrjähriger Berufserfahrung aufnehmen. Bevor man zum Studium ohne Abitur zugelassen wird, sind jedoch in der Regel Eignungsprüfungen oder ähnliches zu absolvieren. Über den Einzelfall entscheidet die jeweilige Hochschule.
Kurse:
Es wird eine Vielzahl an Einzelkursen und -seminaren angeboten, die nicht auf Karriere abzielen, sondern lediglich einzelne Kenntnisse vermitteln. Mit diesen kann man sich dann neue Arbeitsbereiche erschließen oder sein Profil für den Stellenmarkt attraktiver machen.
Bilder von oben: Production Perig, contrastwerkstatt, goodluz – Fotolia.com.
Michael meint
Toller Artikel! Ergänzend ein toller Hinweis von mir:
Aktuell haben viele Fernuniversitäten die Aufnahme für ein Studium ohne Abitur ziemlich vereinfacht!
Somit ist es jedem möglich ein fachgebundenes Studium zum Bachelor mit einer erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung und mehrjähriger Berufserfahrung zu beginnen.
Der Umweg über den Meister oder Techniker ist somit hinfällig, was Zeit und Kosten spart!!!